Rollenspiel: Endres Corin – Charaktergeschichte

Die nachfolgende kurze Geschichte war Teil einer Bewerbung auf einem online Rollenspielserver. Ich wollte einen Magier spielen, der später Teil einer guten/“lichten“ Magierakademie werden sollte. Die Geschichte sollte daher beschreiben, woher der Charakter kommt, wie er so ist und agiert. Und zum anderen sollte der Moment beschrieben werden, in dem zum ersten Mal seine magische Befähigung zum Ausbruch kommt. Und weil ich es nicht lassen kann, spielt in diesem Fall eine unerfüllte Liebe zu einem anderen jungen Mann eine essenzielle Rolle. Die Bewerbung wurde übrigens angenommen, und Endres wurde bereits an der Magierakademie aufgenommen.

Endres Corin stammt aus einfachen Verhältnissen. Aufgewachsen ist der junge Mann als drittes von insgesamt acht Kindern in einer Handwerkerfamilie in einem recht kleinen und unbedeutenden Dorf am Rande eines Lehens. Selbst der Lehnsherr kümmert sich nur wenig um die dortigen Anwohner und ihre Belange, tragen sie doch wenig zum Reichtum der Landeskasse oder zur Erheiterung der adeligen Gemüter bei. Und so gehen die Anwohner*innen tagtäglich ihrem eigenen Treiben nach, größtenteils abgeschieden vom Rest der Welt, und nur selten belastet von Steuereintreibern oder sonstigen Forderungen aus der Ferne. Nur hin und wieder verirrt sich ein reisender Bote auf dem Weg in eine andere Stadt in das Dorf und erzählt auf dem Dorfplatz von den Geschehnissen in der Welt, verbreitet den neuesten Klatsch und Tratsch und wundert sich, warum er vorher noch nie von diesem Weiler gehört hatte. Für die Leute dort kein großes Problem – sie leben gemütlich ihr eigenes Leben, größtenteils autark.

Für Endres bestand der größte Teil seines bisherigen Lebens daher aus anstrengender körperlicher Arbeit, entweder in der Beflissenheit, seinem Vater in der Werkstatt zur Hand zu gehen, oder um seiner Mutter im Haushalt zu helfen. In Zeiten der Aussaat oder der Ernte steht er auch schon einmal mit den anderen Jungen und Mädchen auf dem Felde, um den Nachbarn zur Hand zu gehen, gegen entsprechende Entlohnung natürlich. Für die ganze Familie ist klar, dass er eines Tages das Handwerk seines Vaters übernehmen und seinen Weg in der Welt suchen wird, in einem anderen Dorf, einem anderen Land, wie man das so macht als Handwerker, auf langen Reisen um so die Grundzüge des handwerklichen Schaffens zu erlernen.

Endres war schon immer ein relativ zurückgezogenes, scheues Kind. Er hat nur wenige Freunde. Es fiel ihm schon immer schwer, auf andere zuzugehen und sich ihnen zu öffnen, ihnen gar vollends zu vertrauen. Ein Mädchen, Aleidis, das zwei Häuser weiter wohnte und immer sehr fasziniert von ihm zu sein schien, auf eine ganz platonische, kindliche Weise, war irgendwie anders. Irgendwann hatte sie begonnen, ihm Geschichten und Geheimnisse zu erzählen, während er am Arbeiten war, und er hatte erst nur schweigend zugehört. Irgendwann fing auch er an zu reden, erzählte ihr von seinen Träumen, Wünschen, Gedanken. Davon, dass er eines Tages Handwerker sein würde wie sein Vater. Aber auch, dass ihn das Handwerk nicht wirklich interessiere. Dass er weggehen wolle. Dass er sich einsam fühlte. Es fühlte sich mit ihr irgendwie richtig an, und die beiden teilen seither sehr viele ihrer inneren Stürme. Aleidis ist bis heute die einzige Person nebst seiner eigenen Mutter, der er sein Innerstes anvertraut.

Sein zweiter bester Freund ist ein Junge aus dem Dorf, Berit, den er vom ersten Tag an faszinierend fand, und mit dem er die meisten seiner Abenteuer abseits des heimischen Herdes erlebte. Seien es Ausflüge in die Umgebung, ein imaginärer Kampf gegen die Horden des Bösen, oder der Versuch, Bäuerin Jaschka vom anderen Ende des Dorfes ihren frischen Apfelkuchen zu stehlen. Diese innige Freundschaft erlebte jedoch eine turbulente Phase, als sie alle notgedrungen älter wurden, die Pubertät durchlebten und Endres erkennen musste, dass er für seinen Kindheitsfreund mehr empfand als reine Freundschaft. Nicht nur, dass Endres schwerlich zu begreifen vermochte, wie ihm geschah, und was an ihm anders war. Es war ihm instinktiv auch klar, dass derlei Gefühle falsch und widersinnig sein mussten und er sie zu verstecken hatte – vor Berit, vor seiner Familie, vor dem Dorf, und letztlich auch vor sich selbst. Es ist vermutlich keine große Enthüllung zu konstatieren, dass ihm dies bis heute nicht so recht gelang, und er vielmehr eine unausgeglichene Koexistenz mit seinem inneren Gefühlshaushalt pflegt. Immerhin gelang es ihm, die Freundschaft zu Berit aufrecht zu erhalten.

Und so erlebten die drei Freunde all jene Phasen, die das Erwachsenwerden mit sich bringt, mit Momenten der Entfremdung und der Wiederannäherung, mit dem erwachenden Interesse an anderen jungen Menschen, ersten Erfahrungen und Experimenten. Nur Endres blieb in sich allein gekehrt, nicht nur aufgrund seiner (dem eigenen Empfinden nach) unziemlichen Gefühle, sondern schon ob seiner generellen Scheu Anderen gegenüber.

Sein Leben sollte sich drastisch verändern an einem bestimmten Tag kurz nach seinem neunzehnten Geburtstag, als er mit Berit gemeinsam auf einer kleinen Anhöhe saß um dort mit einem Schlauch Wein, den sie „ausgeliehen“ hatten, das Tagwerk zu begießen. Die beiden lachten, die beiden scherzten, und Berit erzählte ausgelassen von seinen Plänen für die Zukunft, dem Haus, das er bauen wollte, und den kleinen Kindern, die einst ausgelassen in seinem Garten spielen würden. Gewiss, ein schmerzhafter Stich in das Herz des jungen Endres, doch einer, an den er sich gewohnt hatte. Er gönnte seinem Freund alles Glück dieser Welt. Nein, nicht diese Einlassungen waren es, die sein Leben grundlegend verändern sollten. Sondern jener unglückliche Moment, als die beiden aufstanden und lachend, leicht angetrunken torkelnd, wieder nach unten zu steigen versuchten. Wie immer war Berit ausgelassen, fröhlich, ja tollkühn, und ging näher an der Kante, als zuzusehen selbst im nüchternen Zustand gut gewesen wäre. „Hör auf, das ist gefährlich“, lachte Endres glucksend, und „Ach was, sei keine Memme!“ gab Berit kichernd zurück. Bis, ja bis er dieses eine Mal doch einen Stein erwischte, der sich lockerte, schneller als er sein Gewicht zurück verlagern konnte, und mit einem Mal kullerte nicht nur eine steinerne Lawine, sondern auch ein junger Dorfjunge einen steilen steinernen Abhang hinunter.

Endres wurde eiskalt in diesem Augenblick. Ein solcher Absturz war gefährlich, bisweilen gar tödlich, denn der Abhang war steil und gespickt von scharfen Steinen und Geröll, die im besten Falle noch nur die Haut tief aufschürfen würden. Selbst Gemsen, in bergigem Terrain beheimatet, wurden schon aufgeschlitzt von scharfem Gestein am Fuße des Hanges gefunden. Und nun musste er hilflos zusehen, wie sein bester Freund schreiend den Abhang hinunter geschüttelt wurde. Mit jedem Schlag gegen einen Stein ein rauer, schmerzerfüllter Ruf. Ein vibrierender Ruf, der ihn bis ins Mark traf. Tränen schossen ihm in die Augen, sein Magen zog sich zusammen. „BERIT!“ schrie er, mit der Verzweiflung absoluter Ohnmacht.

Was dann geschah, verstand er selbst nicht. Wie von Sinnen und mit einem merkwürdigen, dröhnenden Vibrieren in seinem Kopf eilte er den Weg hinunter, wie sie ihn gekommen waren, behände und so vorsichtig, wie es die Eile eben zuließ. Unten angekommen lag sein Freund, blutend und mit zahlreichen aufgeschürften Wunden – auf einem strahlend weißen Bett aus sandig zermahlenem Gestein. Er atmete. Er lebte. Er stöhnte vor Schmerz. „Das war… lustig“ hustete er und wischte sich etwas steinernen Split aus dem Gesicht, ehe er sich von Endres aufhelfen ließ. Der ihn umgehend umarmte, so fest, so innig, wie man jemanden umarmt, den man für immer verloren glaubte. Er lebte. Erst, als sie sich – trotz all der Trunkenheit etwas peinlich berührt – wieder voneinander lösten, fiel ihr Blick auf den Abhang. Von jenem spitzen Geröll und Gestein, das so gefürchtet war, war nichts mehr zu sehen. Der weißliche Kalkstein hatte sich in seiner Gesamtheit in feinsten Sand aufgelöst, auf dem Berit wie von einer sanften Decke getragen hinunter ins Tal geschlittert war. „Was zum…“ keuchte Berit, als er dies sah. Doch Endres vermochte nicht zu sprechen. Er sah den Sand, sah den Hang, und er spürte das Vibrieren, auf seltsame Art und Weise konnte er den Sand… fühlen. Er ging in die Hocke, griff nach dem Sand. Und just, als seine Finger selbigen berührten, da ließ alle Anspannung in ihm ab, das Vibrieren in seinem Inneren verstummte, und in gleichem Augenblick verhärtete sich das Geröll wieder und wurde zu festem, hartem Gestein. Endres ging zu Boden, entkräftet und überwältigt von diesem magischen Ausbruch, den er gar nicht augenblicklich als solchen zu begreifen imstande war.

Nicht jeder hätte wohl gut verkraftet, einen solchen Ausbruch magischen Wirkens nicht nur miterlebt, sondern am eigenen Leibe gespürt zu haben. Und Endres war keine Ausnahme, für ihn war dieses Erlebnis schockierend, bis ins Mark. Er hatte etwas gespürt, das er noch nie gespürt hatte, diese Vibration, diese Energie, und dieses Etwas vermengte sich mit der merkwürdigen emotionalen Lage in ihm. Doch Berit? Auch Berit war kein Adelsmann und nicht weit gereist. Sie hatten merkwürdige Geschichten von Magie und Zauberwirkern gehört, natürlich, vor allem in Geschichten. Sie hatten auch selbst Abenteuer erdacht und erfunden, in denen einer von ihnen ein mächtiger Magier wäre, mal auf der Seite des Bösen, mal auf der Seite des Guten, der mit mächtigem Flammenregen alles in Schutt und Asche legen würde. Magie, das hieß vor allem Macht, Gefahr, Bedrohung und Tod. Nichts Gutes konnte von Menschen kommen, denen eine solche Macht innewohnte, da war man sich weithin sicher. Aber sein Freund, Endres, ein Magier? Und wo andere sich abgewendet, ihn vielleicht gar an den Pranger gestellt hätten, da offenbarte Berit das ganze Ausmaß ihrer Freundschaft. Stand ihm bei. Half ihm, zu begreifen, was geschehen war. Und suchte gemeinsam mit ihm nach Wegen, all dies zu ergründen.

Eine Lösung fand sich wenige Monate später: ein reisender Priester, auf seinem Weg durch die Lande um die Menschen von den guten Taten der Eluive und der Temora zu belehren. Er war ein älterer, gutmütiger Mann mit Rauschebart, einem Hang zum Bier und zu einer guten Geschichte – ganz anders als die Priester, die man sonst so aus den Kapellen und Kirchen kannte. Da fassten die beiden Jungen – und Aleidis, die inzwischen längst auch eingeweiht war – sich ein Herz und vertrauten sich dem Pater an. Der staunte nicht schlecht ob der Geschichte, und wurde nicht müde das edle Herz und die Güte der Mutter zu preisen. Ob er ein guter Junge sei, fragte er Endres, und bevor der antworten konnte, überschütteten seine beiden Freunde ihn mit Lobpreisungen. Da lächelte der Priester und erzählte von einem fernen Land, aus dem er komme, namens Gerimor. Dort gäbe es einen Konvent, unter dem wachsamen Blicke des Phanodain, an dem Magie gelehrt und geübt werde, auf dass jene, die mit der zauberhaften Fähigkeit gesegnet worden seien kein Unbill, sondern Freude und Zufriedenheit über das Land brächten. Und so ward der Weg des jungen Endres gezeichnet. Er würde nach Gerimor gehen. Er würde dort den Konvent suchen und sich erklären lassen, was mit ihm los sei. Und er würde lernen, diese Kraft dereinst zu kontrollieren. Das, so fand er, war er sich und dieser Gabe schuldig, die ihm nicht weniger als seine Jugendliebe vor dem Tod gerettet hatte.

Nachrichten

Es war ein kalter, regnerischer Novembertag, die schweren Wassertropfen prasselten geräuschvoll auf den harten, grauen Betonboden der Stadt. Allein die Wasserpfützen, die sich rasch mal hier, mal dort gebildet hatten, tauchten die sonst farblose Umgebung der pflanzlosen Steinwüsten in eine schimmernde, fast schon mystische Atmosphäre, spiegelten das Licht zahlloser Lampen, Laternen und Ladenbeleuchtungen.

Nachdenklich hielt Luke inne und das leise Klackern der Tastatur, auf der er bis gerade noch geschrieben hatte, hallte dumpf in seinem Kopf nach, bis es sich mit seinen Gedanken vermengte und langsam verflüchtigte. Ein kalter, regnerischer Novembertag? Jemand sollte eine Studie dazu anfertigen, wie viele Geschichten mit Wetterbeschreibungen begonnen wurden. Leicht verärgert schüttelte er den Kopf, löschte die bisherigen Zeilen und starrte sinnierend auf das nun wieder völlig leere, weiße Dokument.

Zwei kurze Vibrationen rissen ihn aus seinen Gedanken, die erste vom anderen Ende des Zimmers, die andere direkt an seinem Handgelenk. Eine Spur zu schnell, eine Spur zu erwartungsvoll drehte er die Hand in einer schwungvollen Bewegung. Seine neue Armbanduhr mochte zwar „smart“ sein, aber sie brauchte immer noch eine gesonderte kinetische Aufforderung, um ihm die neuesten Mitteilungen anzuzeigen. Ein kleines rotes Symbol. Der Text dahinter interessierte ihn schon gar nicht mehr. Wieder ein unwichtiger, unlustiger Beitrag auf Reddit. Er hätte die Benachrichtigungen längst abgestellt, wenn ihn das nicht mehr als zwei Handgriffe gekostet hätte.

Luke ließ die Hand sinken und stierte wieder auf den Bildschirm vor sich. Erst nach einer ganzen Weile dämmerte ihm, dass sich zu der großen, weiten Leere fehlender Formulierungen und Ideen ein neues, nagendes Gefühl gesellt hatte. Enttäuschung. Und jetzt, da ihm dieses Gefühl bewusst geworden war, drängelte es sich mit kraftvoller Impertinenz in den Vordergrund, sprang und hüpfte und wedelte mit beiden Armen vor seinem Gesicht und rief „Beachte mich! Du weißt, dass ich da bin! Ich bin es, dein alter Freund!“

Mit einem leisen Winseln ließ Luke den Kopf in beide Arme und auf den Tisch fallen. War das nötig? Er hatte es gerade geschafft gehabt, sich auf etwas zu konzentrieren, sich zu fokussieren. Sich neu zu ordnen. Und mit einem Mal war alles wieder da. Der leise Funken Hoffnung. Die freudige Erwartung. Die Enttäuschung. Die Demütigung. Und all das in einem Bruchteil einer Sekunde. Ein Spielfilm, den er sich, so schlecht er ihn auch fand, inzwischen mehrfach stündlich anschaute. Der Film wurde dadurch nicht besser.

Es dauerte eine ganze Weile, bis sich der Gefühlssturm in seinem Kopf wieder halbwegs gelegt hatte und er einzelne Gedankenfetzen greifen konnte. Die ganze Situation war so unfassbar dämlich. Luke legte den Kopf ein wenig schief, zog die Nase hoch und wiederholte den immer gleichen und längst verinnerlichten Gedanken zum tausendsten Male.

Er war ein Nervenbündel. Weil er unbewusst und bewusst auf die Nachricht eines Menschen wartete, der ihm wichtig war. Der ihm viel bedeutete. Keine bestimmte Nachricht, kein lebensumstürzendes Fanal an Gefühlsduselei oder unerschütterlicher Zuneigung. Ein… Lebenszeichen? Ein kleiner gedanklicher Stubs? Allein, er wartete vergeblich, seit Stunden und Tagen. Jedes Vibrieren des Handys verhieß „Das könnte er sein!“, doch er war es nicht, und Luke hatte gelernt, inzwischen all die nutzlosen Apps auf seinem Telefon zu hassen, die ihm wertlose Nachrichten, Emails und Handlungsaufforderungen schickten, für die er sich aktuell einfach nicht interessierte. Weil er sich für gar nichts mehr interessierte. Weil sein Kopf einfach blockiert war.

Und dann fing der Unsinn erst richtig an. Enttäuschte und völlig haltlose Schuldzuweisungen, direkt gefolgt von der umgekehrten Inschutznahme. Endlose Fragen nach dem Warum und Wieso und Weshalb, egal wie profan und banal die Antworten auch sein mögen, egal wie falsch die Fragen an sich schon sind. Irgendwann die Umkehr, die Selbsterkenntnis, wie absurd all diese Gedanken waren. Eine Erkenntnis, die direkt in Scham und ein Gefühl von Demütigung führt. Mehrere Minuten lang fühlte sich Luke wie gefangen in diesem schier endlosen Strudel aus Emotionen und Gedanken, bis jeder Gedanke zehnmal gedacht, zehnmal neu formuliert, und zehnmal widerlegt worden war. Es war alles dazu gedacht worden, zum wiederholten Male, und er war müde. Sein Kopf sank noch etwas tiefer in seine Arme. Er zog die Nase hoch.

Aber das Problem saß natürlich viel tiefer. Die Fragen, die er sich in Wirklichkeit stellte, waren ganz andere. Manchmal traute er sich, sie offen zu stellen. Sich selbst. Oder Freunden. Aber diese Fragen, sie klangen so absurd, so bizarr und an den Haaren herbei gezogen, sie mussten blanke Polemik sein. Eine komödiantische Replik auf das Leben, um mit all den Widrigkeiten, die selbiges zu bieten hat, irgendwie klarkommen zu können. Warum war er nicht genug? Wieso schien ihn niemand zu sehen? Weshalb fühlte es sich immer so an, als sei er eine Belastung für andere, egal wie viel oder wenig er tat? Was war so fundamental falsch an ihm? Und Luke wusste, so einfach die Antworten auf all das für alle anderen sein mochten, so schwer fielen sie ihm selbst.

Ein tiefer Seufzer. Beinahe widerwillig setzte er sich wieder auf, wischte sich mit dem Handballen über das Gesicht, hielt kurz inne und atmete dann entschlossen durch. Er würde nicht aufgeben, und er würde sich vor allem nicht diesem emotionalen Sturm ergeben, der ihn aus der Bahn zu werfen drohte. Seine Augen tasteten über den Schreibtisch, die Tastatur, sein Blick kletterte wieder am Bildschirm empor und las die wenigen Worte, die er bislang zu einer provisorischen Überschrift seines Textes getippt hatte. Mit einem leisen Klackern der Tastatur versuchte er es erneut.

Stunden später vibrierte es. Zweimal, einmal auf der anderen Seite des Zimmers, einmal an seinem Handgelenk. Luke erkannte, dass sich die Vibration diesmal anders anfühlte. Länger, beständiger, nicht das kurze Vibrieren einer unwichtigen Meldung. Er hielt sich nicht mit seiner Armbanduhr auf, er stand umgehend auf und suchte nach seinem Telefon. Fand es. Schaltete es an. Eine Benachrichtigung leuchtete ihm entgegen. Diesmal war es kein rotes Symbol. Diesmal las er die Worte. „Hallo, endlich habe ich ein bisschen Zeit. Wie geht es dir? 😀“ Und mit einem Mal waren all die Stürme, all das laute Tosen vergessen. Und die Sonne strahlte warm und hell an diesem kalten, regnerischen Novembertag.

Kunstgedanken

Die meiste Zeit meines Lebens hatte ich eine eher ambivalente Haltung zur (bildenden) Kunst. Auf der einen Seite war mir immer der handwerkliche und kreative Schaffensprozess von Bildern und Plastiken bewusst, keine Frage. Aber wir kennen auch alle diese Werke aus Galerien und Museen, bei denen man vor dem Bilderrahmen steht, den Kopf schief legt, „Hmmm“ murmelt und sich denkt: „Ja, das hätte ich mit drei auch geschafft“.

Anders ausgedrückt: Für sehr viele Jahre meines Lebens blieben mir wichtige Aspekte künstlerischen Schaffens und Ausdrucks vollkommen verborgen, weil ich mich allein auf das Resultat und das dafür notwendige Fertigkeitenarsenal konzentriert habe. Eines, das mir noch dazu vollständig abgeht, weswegen ich zwar Kunst ansehen, aber nicht zwangsweise selbst produzieren kann.

Verändert haben meinen Blick auf das künstlerische Schaffen ausgerechnet moderne Künstler*innen auf TikTok, Twitch und Instagram. Die mir klar gemacht haben, dass Kunstschaffen weitaus mehr ist, als nur mit einem Pinsel vor der Leinwand zu stehen und Motive zu kreieren. Oder sagen wir eher: dass Kunst sehr viel mehr als das sein kann.

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Herzblut

Ein plötzlicher Windstoß drückt die Holztür auf und schmettert sie krachend gegen die steinerne Wand. Der Lufthauch wirbelt durch das Gemäuer und die Flammen der Kerzenhalter an den Wänden biegen sich unter dem Eindruck der unsichtbaren Kraft von außen. Das flackernde Licht verleiht dem ansonsten fast stockdunklen Raum eine noch gespenstischere Atmosphäre. Fast schreckhaft gleitet es über die Wände hinweg, berührt güldene Rahmen und matte, in dunkle Farben gegossene Leinwände.

In der Mitte des Raumes steht die Staffelei. Ein großer, ambitionierter Holzrahmen ist darauf montiert, frisch bespannt mit einem nahezu weißen, groben Stoff. Kritisch blickt ein junger Mann auf sein Machwerk. Die einstmals freie Fläche ist nun getränkt in die Farben und Formen seiner Gedankenwelt. Ein wildes, obskures Spiel aus Landschaft und Abstraktion. Ist es eine blühende Landschaft in einer stürmischen Herbstnacht? Oder das Ende der Welt? Sind es die Wellen einer ozeanischen Reise, die das Schiff zum Kentern bringen? Künden dort die Sterne von einem Pfad zurück in die Heimat, oder sind es die Seelen derer, die keinen Weg zu finden mehr vermochten?

Mit Nachdruck presst der Künstler seinen Pinsel in die Farbe. Nein, noch entspricht das Bild nicht dem, was ihm versprochen wurde. Er fühlt nicht, was er dort auf dem Rahmen sieht, nicht in der Weise, wie er es in sich trägt. Nein, es muss anders werden. Beiläufig richtet er die Kappe, die bislang schief auf seinen Haaren hing und ihm zu Boden zu gleiten drohte, wieder zurecht. Sein lockeres, weißes Gewand trieft vor bunten Klecksen und Farben, alle wild durcheinander, die ihn selbst zu einem Kunstwerk werden lassen. Allein, ihn stört all dies nicht.

Kaum, dass der Wind nachgelassen hat, fällt die hölzerne Tür wieder ins Schloss und das Lichtermeer beruhigt sich. Die Porträts an den Wänden beobachten das künstlerische Schaffen nun wieder so, wie er es gewohnt ist. Aus dem Dunklen. Sie sehen ihn, doch er sieht sie nicht. Er sieht sie anders. Er sieht sie, wie sie wirklich sind, er braucht sie nicht mit seinen Augen zu sehen. Sie lenken ihn nur ab. Energisch schüttelt er den Kopf. „Genug!“, ruft er, zu sich selbst? Zu seinen stillen, stummen und doch so präsenten Gästen? Der Pinsel berührt mit einem sanften Schmatzen die Leinwand. Ein kräftiger Strich, eine Rundung, eine abrupte Drehung. Ja. Das fehlt dem Bild, wie hat er das bisher nicht sehen können?

Erfüllt von ekstatischer Freude über seinen Fund legt er die Farbpalette ab, den Pinsel daneben, greift nach den Farben. Dies würde sein Meisterwerk werden, daran bestand kein Zweifel. Dies würde das Werk werden, mit dem er endgültig nicht nur die Gunst seines Meisters, sondern die der ganzen Kunstwelt, der Höfe, der Könige und Reichen erlangen würde. Dies würde die Offenbarung seiner Seele werden. Ein erratisches Glucksen entringt seiner Kehle, während er einen Farbeimer nach dem anderen öffnet und Farbe auf der Palette verteilt. All die Jahre des mühvollen Schuftens, in denen er nichts anderes tat, als mit seinem Können, seinem Talent einem anderen zuzuarbeiten! Welch Schmach, welch schändliche Vergeudung seiner von Gott gegebenen Fertigkeit! Es schmatzt laut, als der Pinsel erneut in die Farbe eintaucht. Mit wilden Bewegungen vermengt er die Rohtöne miteinander, um daraus sein finales Werk zu schaffen. Sein Blick ruht starr auf der Leinwand. Auf seiner Zukunft. Seiner Legende. Seinem Nachlass.

Er blickt nicht einmal auf die Palette, als er die fertige Farbe aufnimmt, den Pinsel, einst unschuldig und leer, frei all das Material zu tragen, was Kunst zu schaffen vermag, in eine viskose, dicke Masse tränkt. Ja, er sieht es direkt vor sich. Es ist ganz klar, wie er sein Werk zu vollenden hat. Ein wilder, ungezwungener, kraftvoller Strich über die Leinwand. Ein zweiter. Mehr Farbe. Es braucht mehr Substanz. Wieder und wieder benetzt er das grobe Leinengewebe mit einer dicken Farbschicht. Er lacht. Nicht wirr, nicht klar. Befreit. Er fühlt, was er sieht, und er sieht, was er fühlt. Im Halbdunkel der wenigen Kerzen, die das Atelier erleuchten, taucht er das Kunstwerk in einen breiten, rostigen Glanz aus Braun, gleich dem Ton getrockneten Blutes.

Als sich die Tür in das Atelier das nächste Mal öffnet, ist es still. Das warme, freudenspendende Sonnenlicht eines güldenen Morgens dringt durch den Torbogen in den Raum. Kein Wind, kein Sturm geht mehr, nur das leise Geräusch einer geschäftigen, lebendigen Stadt dringt aus der Ferne bis in den Raum. Mit einem wohligen Seufzer eines Mannes, der nach einer viel zu langen und unruhigen Nacht wieder zurück nach Hause kommt, betritt der Meister seine Werkstatt. „Julio?“, ruft er, während er seinen Mantel aufhängt. „Carlos?“ Schweigen. „Anita? Lesbos? Crania?“ Wo steckten sie nur. Seine Lehrlinge hätten längst hier sein sollen, doch weder geschäftige Triebsamkeit noch das übliche lästerliche Geschnatter der jungen Auszubildenden war in dem immer noch reichlich dunklen Gemäuer zu vernehmen.

Als sich der Künstler endlich dem Raum zuwendet, schweift sein Blick über die Gemälde an der Wand. Schwach nur werden sie von den immer noch brennenden Kerzen erhellt, und lediglich der schwache Widerschein des Sonnenlichts von draußen erlaubt ihm, sie beinahe zu erkennen. Sie sind nicht, wie er sie in Erinnerung hatte. Mit gerunzelter Stirn tritt er näher. Der Morgenschein. Das Abendrot. Die Kreuzkapelle. Das Winterbad. All die Bilder, sie sehen… anders aus. Als er nah genug ist, die Bilder auch im Dunkel zu erkennen, schlägt er voller Entsetzen die Hände vor den Mund.

Keines der Bilder ist, wie er es in Erinnerung hat. Nicht der güldene Morgenschein auf einem Weizenfeld lacht ihm entgegen. Nicht das glänzende Abendrot auf dem Wasser spiegelt ihn an. Sie sind verdeckt, begraben unter einer dichten Schicht aus rostig brauner Farbe. Und darauf – schmerzverzerrte Gesichter. Gesichter, so fein, so ziseliert gemalt, mit unfassbarer Präzision und dem Blick für selbst das kleinste Detail. Es sind die Gesichter seiner Lehrlinge. Sie flehen, sie betteln, sie rufen, sie schreien, und der Schmerz, die Pein, die Verzweiflung steht in ihre nackten Augen geschrieben. Dem, was davon noch übrig ist. Jedes einzelne der Bilder ist zerfetzt, zerschnitten, als hätte jemand mit einem Messer darauf eingehackt.

Der Meister atmet schwer. Ein Muskel zieht an seiner linken Seite, die Gedanken rasen ihm. Er dreht sich um. Eine dunkle Vorahnung ereilt ihn noch in der Bewegung, der er sich nicht erwehren kann. „Julio… was hast du getan?“, murmelt er. Dann fällt sein Blick in die Mitte des Raums. Dort steht die Staffelei. Ein großer, ambitionierter Holzrahmen ist darauf montiert, überzogen mit einer frischen Leinwand. Dunkle Farben lassen ein wildes, emotionsvolles Bild darauf erkennen, ertränkt durch den matten Glanz rostroten Blutes. Darauf ein Gesicht. Julio. Er lacht und schreit, gefangen in einer ekstatischen Mischung aus Begeisterung und ewigem Schmerz. Gefangen für die Ewigkeit.

Mit einem leisen Knall fällt die Holztür wieder ins Schloss.

Anmerkung

Vor mehr als 10 Jahren habe ich diese Geschichte in ähnlicher Form schon einmal auf meinem Blog verfasst und veröffentlicht. Damals gefielen mir das Setting und die Idee wahnsinnig gut. Leider ist der Text im Zuge eines Webseiten-Relaunch abhanden gekommen, doch die Idee dahinter habe ich bis heute nicht vergessen – und jetzt beschlossen, sie in neuen Worten, mit mehr als zehn Jahren Lebenserfahrung mehr, erneut auf digitales Papier zu bringen. Ganz gleich, was man also in die Geschichte interpretieren mag: Vor allem ist sie für mich die Umsetzung eines Vorhabens, das ich seit mehr als zehn Jahren aufgeschoben habe.

Fasnacht z’Basel: Impressionen eines Unwissenden

Die Fasnacht zu Basel ist eine Institution. Nicht nur, weil sie als größte Fasnacht der Schweiz eine ganze Woche nach den Faschings- und Karnevalsevents in Deutschland stattfindet, die Schweizer somit also noch bisserl länger was von der frohsinnigen Natur haben. 2017 wurde sie gar zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe erhoben. Und inzwischen verstehe ich sogar, warum.

Jetzt ließe sich hier eine ganze Menge an historischem Wissen unterbringen. Etwa, dass die Fasnacht schon ziemlich lang existiert und – kaum eine Überraschung – noch einmal ordentliche Draufgängerei bedeuten sollte, bevor die kirchlich auferlegte Fastenzeit zu greifen begann. Oder, dass die Fasnacht lange Zeit auch in der Schweiz FasTnacht, also mit t, geschrieben wurde. Eine Folge der Einführung der deutschen Standardsprache, derer man sich wenigstens in diesem Falle aber 1925 direkt wieder entledigte. Ein Hinweis, der dem scharfäugigen Betrachter selbst 2024 noch auf wenigstens einer der Laternen (siehe unten) thematisiert auffallen dürfte.

Daran anschließen ließe sich eine detaillierte Beschreibung der vielen Eigenarten der Basler Fasnacht, die zahlreichen Namen, Beteiligten, Handlungen, natürlich auch die Unterschiede zur artverwandten deutsch-rheinischen Besäufnisorgie. Allein, mich dünkt, Wissendere als ich Zugezogener finden sich zahlreich im Netz, denen man solch Wissen entlocken kann. Etwa direkt die Seite vom Fasnachts Comité!

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Book Review: Joanna Chambers/Sally Malcom – Total Creative Control

⭐⭐⭐⭐▪

Ein kurzer Job um die Zeit bis zum Studium zu überbrücken, etwas Geld zu verdienen UND noch dazu für den Mann zu arbeiten, der die eigene Lieblings-TV-Serie produziert? Kein Deal, den der junge Aaron Page abschlagen kann, und so wird er temporär zum Personal Assistant von Lewis Hunter. Zum Glück soll sein Intermezzo dort ohnehin nicht lange dauern – denn dessen cholerische Art ertragen die wenigsten seiner Assistenten mehr als ein paar Tage, bevor sie frustriert kündigen.

Drei Jahre später ist Aaron noch immer bei RPP, arbeitet noch immer für Lewis. Und könnte glücklicher kaum sein. Er kocht Tee, kauft das Mittagessen, organisiert Termine, richtet die Technik – aber er darf Lewis auch beim Schreiben der Scripts für die Show helfen. Dass Lewis nebenher auch noch unverschämt gut aussieht, ist ein angenehmer Bonus. Alles scheint gut zu laufen, bis die Serie in die USA expandieren soll. Ein Exekutivmeeting steht an, ein gemeinsames Wochenende auf einem Chalet etwas außerhalb. Es drohen Konflikte, Streit, Emotionen und schwerwiegende Änderungen am Script. Sowohl für die Show. Als auch zwischen Aaron und Lewis.

Achtung: Der nachfolgende Beitrag enthält Spoiler, bis hin zum Ende der Geschichte. Wer das Buch also noch nicht gelesen hat, gerne aber noch lesen würde, für den ist dieser Beitrag nichts!

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Book Review: Alexis Hall – Husband Material

⭐⭐⭐⭐⭐

Nach zwei Jahren ist die Beziehung zwischen Luc und Oliver immer noch so aufregend, romantisch und intensiv wie zu Beginn – also wie zu Zeiten, als sie beide noch herausfinden mussten, ob sie Boyfriend Material sind. Obwohl sie immer noch so verschieden sind wie Tag und Nacht haben sie gelernt miteinander zu leben – selbst, wenn Luc das dreckige Geschirr nicht wegräumt und Oliver die größte Freude beim alljährlichen Küchenputz zu empfinden scheint.

Das Gute an einer stabilen Beziehung ist, neben den gemeinsamen Abenteuern im Bett, dass man sich nicht mehr nach einer Begleitung für etwaige soziale Anlässe umsehen muss. Das gilt insbesondere und vor allem für die zahlreichen Hochzeitseinladungen, denen sich Luc plötzlich ausgesetzt fühlt – alle um ihn herum scheinen heiraten zu wollen! Und irgendwann drängt sich von ganz allein die Frage auf – sind Luc und Oliver vielleicht auch richtiges Husband Material?

Achtung: Der folgende Beitrag enthält Spoiler! Wer das Buch also noch nicht gelesen hat und etwas für eine wunderschöne Gay Romance Novel übrig hat, dem empfehle ich jetzt sofort diese Seite zu schließen, das Buch zu bestellen und zu lesen.

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Book Review: Alexis Hall – Boyfriend Material

⭐⭐⭐⭐▪

Wieder eine Party, auf die er keine wirkliche Lust hat, wieder ein süßer Typ, der ihn anflirtet – doch obwohl er sich nichts mehr wünscht, kann sich Luc nicht darauf einlassen. Noch einer, der sich nur auf ihn einlässt, um kurze Zeit später sein Privatleben für gutes Geld an die Regenbogenpresse zu verkaufen? Das Interesse der Klatschblätter am niederlagenreichen Liebes- und Sexleben des Rockstar-Sprößlings ist jedenfalls ungebrochen.

Als er aufgrund seines unsteten Lebenswandels auch noch droht, seinen Job zu verlieren, bleibt Luc O’Donnell nur ein einziger Ausweg: er muss so schnell wie möglich einen respektablen Freund an Land ziehen und die Öffentlichkeit von seiner persönlichen Besserung überzeugen. Seine beste Freundin Bridget kennt dafür genau den richtigen: Oliver Blackwood. Anwalt, gutaussehend, eloquent, gebildet, schwul und aktuell Single. Und selbst gerade auf der Suche nach einer Begleitung zur Rubinhochzeit seiner Eltern. Obwohl die beiden verschiedener kaum sein könnten und sich auch nicht wirklich mögen, vereinbaren sie eine temporäre „fake“ Beziehung. Und lernen sich dabei besser kennen, als sie vermutlich gedacht hätten.

Achtung: Das folgende Beitrag enthält Spoiler! Wer das Buch also noch lesen möchte, sollte jetzt dringend einen anderen Beitrag suchen, oder besser noch das Buch kaufen und selbst lesen! Was ich sehr empfehlen kann!

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Book Review: Casey McQuiston – Red, White & Royal Blue

⭐⭐⭐⭐⭐

Eigentlich läuft alles bestens für Alex Claremont-Diaz – der attraktive junge Latin American kommt bei den Frauen gut an, er versteht sich wunderbar mit seiner Schwester June und ihrer gemeinsamen Freundin Nora. Oh, und außerdem ist er auch noch der FSOTUS, der First Son of the United States, Sohn der Präsidentin Ellen Claremont.

Nur auf seine alte Nemesis, Prinz Henry Fox-Mountchristen-Windsor, Zögling des königlichen Hauses in Großbritannien, auf eben den hätte er gut verzichten können. Ein unausstehlicher, hochnäsiger Typ, der sich durchgehend als feinster Saubermann gibt. Wenig ahnt er bei ihrem ersten Wiedersehen nach langer Zeit, dass dies der Beginn einer aufregenden emotionalen Reise sein würde…

Achtung – dieser Beitrag enthält Spoiler zu Casey McQuiston – „Red, White & Royal Blue„. Wer das Buch noch nicht gelesen oder den Film noch nicht gesehen hat, sollte sich vorab überlegen, hier weiter zu lesen.

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Leseprobe – „Bock auf Sushi“

Vor einigen Jahren war ich Teil einer Pen&Paper-Rollenspielgruppe aus München und Umgebung (an dieser Stelle HI, falls jemand aus der Gruppe das liest!). Wahnsinnig, wie wir waren, haben wir uns damals nach einigen Runden DSA (Das Schwarze Auge) dazu entschlossen, der dystopischen Cyberpunk-Welt von Shadowrun eine Chance zu geben. Eine Welt in der Zukunft, die vor allem von gierigen Megakorps beherrscht wird, in der Technik und Magie eine Rolle spielen und neben Menschen auch Zwerge, Elfen, Orks und Trolle die Welt beheimaten. Shadowrun ist ein sehr populäres Universum, vor allem in den USA (und in Seattle), und zuvorderst auch eines der komplexesten Rollenspielsysteme, die ich bislang je antesten durfte.

Warum erzähle ich das alles? Inspiriert von dieser Welt habe ich damals begonnen, ein eigenes kleines Buch zu schreiben. „Schatten der Vergangenheit“, so heißt der Arbeitstitel offiziell. Es ist die Geschichte eines jungen asiatischen Deckers (ein Hacker in der Welt von Shadowrun), der gemeinsam mit einigen Kollegen versucht, einen Job zu erledigen: einen Einbruch in den digitalen Server des Hong Kong Police Departments. Natürlich läuft das nicht ganz wie geplant, natürlich müssen sie fliehen, und Andrew „B1NARY“ Shen, wie unser Protagonist heißt, flüchtet zuerst einmal zu seinem Ex-Freund Wei.

Ihr seht, ein bisschen Inhalt gibt es schon, tatsächlich bin ich mit dem Prolog und dem ersten Kapitel bereits sehr zufrieden. Leider hat sich über die Jahre das Projekt immer tiefer in meiner Schublade vergraben.

Als ich neuerdings aber auf der Suche nach einem Text war, um eine Leseprobe meiner Stimme aufzunehmen, bin ich wieder über diesen Ordner gestolpert. „Warum nicht?“, dachte ich mir. Warum nicht einen kleinen Ausschnitt aus dem Prolog aufnehmen? Schauen, wie sowohl meine Stimme als auch meine Geschichte ankommt?

Deswegen findet ihr auf Youtube jetzt einen Audiobeitrag (3:17 Minuten Länge), in dem ich euch die erste Seite meines „Buches“ präsentiere. Warum er „Bock auf Sushi“ heißt, das erkläre ich euch in diesen Zeilen am besten einfach selbst. Viel Spaß beim Anhören!

Stephan M. Unter – „Bock auf Sushi“ – eine Leseprobe